Ein Experteninterview mit der Osteopathin Ina Gripp.
Wer die Räume der FYTT Location in der Borsteler Chaussee 102 betritt, spürt es sofort: Hier geht es nicht um schnelle Lösungen, sondern um echtes Ankommen. Inmitten eines interdisziplinären Gesundheitsumfelds arbeitet Ina Gripp, deren beruflicher Weg sie von der Physiotherapie über die fünfjährige Ausbildung in klassischer Osteopathie bis hin zur Heilpraktikerin geführt hat. Diese Kombination aus schulmedizinischem Fundament und ganzheitlicher Sichtweise prägt ihre Arbeit spürbar.
In ihrer Einzelpraxis bietet sie Osteopathie in einer Form an, die sich an ihren ursprünglichen Wurzeln orientiert – manuell, individuell und getragen von einem tiefen Respekt vor der natürlichen Fähigkeit des Körpers zur Selbstregulation. Erwachsene, Kinder und Säuglinge werden hier nicht nur behandelt, sondern gesehen, gehört und in ihrer Einzigartigkeit wahrgenommen.
Wir haben die Therapeutin besucht und mit ihr darüber gesprochen, was sie antreibt, wie sie arbeitet – und warum sie überzeugt ist, dass unser Körper mehr weiß, als wir oft glauben.
PHYSIOTHERAPIEjournal: Frau Gripp, Ihre Praxis liegt in einem interdisziplinären Zentrum. Wie prägt das Ihre Arbeit?
Ina Gripp: Die FYTT Location bietet einen Rahmen, in dem verschiedene Gesundheitsangebote zusammentreffen – und das spiegelt sich auch in meiner Arbeit wider. Zwar arbeite ich in meiner Praxis ausschließlich osteopathisch, aber der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Bewegung, Coaching oder Naturheilkunde bereichert die Sichtweise. Auch über das Expertenteam der FYTT Location hinaus – etwa in ärztlicher Richtung – wird bei Bedarf gerne Kontakt aufgenommen. Das unterstützt die Idee, den Menschen als Ganzes zu betrachten – nicht nur symptomatisch.
Was macht Ihre osteopathische Arbeit besonders?
Ich arbeite ausschließlich manuell – orientiert an dem, was für mich den Kern der klassischen Osteopathie ausmacht. Das heißt: ohne Geräte, ohne technische Hilfsmittel, nur mit den Händen. Meine Behandlungen basieren auf dem Verständnis, dass der Körper eine Einheit ist und über eigene, oft unterschätzte Regulationskräfte verfügt. Ziel ist es, über feine Impulse Raum für diese Selbstregulation zu schaffen – individuell abgestimmt und achtsam, vor dem Hintergrund, dass sich Strukturen und Funktionen im Körper gegenseitig beeinflussen. Einfach gesagt: Wenn sich die Struktur verändert – etwa durch Schonhaltung, Verletzung oder eine Erkrankung – passt sich auch die Funktion an. Und umgekehrt. Der Körper versucht immer, einen Ausgleich zu schaffen – genau hier setzt die osteopathische Behandlung an.
Sie sprechen oft von Selbstregulation – was bedeutet das konkret für Ihre Patient:innen?
Wenn wir zum Beispiel ein Trauma erleiden oder eine Krankheit durchleben, können im Gewebe Spannungsfelder entstehen. In meinen Augen besitzt der Körper jedoch die Fähigkeit, sich – zumindest in gewissem Maß – durch gezielte Impulse wieder in seine ursprüngliche Dynamik zurückzufinden. Diese Impulse können in Form von Druck, Zug oder auch einem bewussten Raum-Geben gesetzt werden. Entscheidend ist, dass der Körper dort „bewässert“ wird, wo seine Schwachstellen liegen – also wieder besser mit Nährstoffen versorgt wird, um die Funktion zu unterstützen. Die osteopathische Behandlung soll dazu beitragen, den Organismus in eine ausgewogene Spannungslage zurückzuführen – idealerweise auf allen Ebenen.
„Die Dynamik des Körpers bestimmt das Tempo und die Richtung. Es gibt keine Standardlösung – jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit.“
Seit wann arbeiten Sie osteopathisch – und wie sah Ihre Ausbildung aus?
Ich habe meine fünfjährige osteopathische Ausbildung im Jahr 2007 abgeschlossen. Zuvor war ich als Physiotherapeutin tätig und habe dort bereits viel über den Bewegungsapparat, über funktionelle Zusammenhänge und manuelle Therapie gelernt. Die Osteopathie hat mir dann die Möglichkeit gegeben, noch weiter und tiefer zu schauen – auch in Bereiche wie Embryologie oder die viszerale und craniosacrale Arbeit. Ergänzt wurde das Ganze durch meine Ausbildung zur Heilpraktikerin, die es mir ermöglicht, eigenverantwortlich und verantwortungsvoll zu arbeiten.
Sie behandeln Erwachsene, Kinder und auch Säuglinge – worauf legen Sie dabei besonderen Wert?
Ganz gleich, ob ein Säugling mit Regulationsstörungen zu mir kommt oder ein Erwachsener mit chronischen Beschwerden – es geht immer um Achtsamkeit und Vertrauen. Gerade bei den Kleinsten ist ein sensibler, feinfühliger Zugang wichtig. Ich arbeite nie nach Schema F, sondern nehme mir Zeit, um wirklich zu verstehen, was der Körper mir zeigt. Bei Säuglingen und Kindern ist auch die enge Einbindung der Eltern wichtig – sie kennen ihr Kind am besten.

Viele Menschen suchen eine osteopathische Praxis erst auf, wenn sie schon einen langen Weg hinter sich haben. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass Osteopathie zunehmend auch präventiv verstanden wird. Sie ist nicht nur etwas für die „letzte Station“, wenn nichts anderes mehr hilft. Gerade in frühen Phasen – wenn sich Spannungen aufbauen, Schlafprobleme auftreten oder der Körper sich „nicht mehr stimmig“ anfühlt – kann osteopathische Behandlung sehr sinnvoll sein. Es braucht aber mehr Aufklärung, was Osteopathie ist – und was sie eben auch nicht ist. Ich mache keine Versprechen, sondern arbeite mit dem, was da ist – ehrlich, transparent und konzentriert.
Was erleben Ihre Patient:innen häufig nach einer Behandlung?
Die Rückmeldungen meiner Patient:innen sind sehr individuell. Manche berichten bereits nach der ersten Behandlung von einer spürbaren Veränderung, andere nehmen erst nach einigen Tagen wahr, dass sich etwas gelöst hat oder der Körper mehr in Fluss kommt. Besonders schön ist zu beobachten, wie sich diese positiven Veränderungen im Verlauf oft weiter festigen. Wichtig ist mir dabei, das Bewusstsein für die eigene Gesundheit zu stärken. Ich sehe die Behandlung nicht als etwas, das „am Menschen“ passiert, sondern als Einladung an den Körper, wieder selbst aktiv zu werden. Dabei versuche ich, meine Patient:innen dafür zu sensibilisieren, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, dem Körper zu vertrauen – und auch selbst in Bewegung zu kommen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich arbeite in einer Einzelpraxis – ohne Hektik und ohne Zeitdruck – was viele als sehr wohltuend empfinden. Auch die ruhige, klare Atmosphäre der Praxisräume trägt sicher dazu bei, dass der Körper in einen Zustand kommen kann, in dem Veränderung möglich wird. Und nicht zuletzt: Ein bisschen Humor darf bei all dem nicht fehlen – denn Leichtigkeit gehört für mich genauso zur Heilung wie Achtsamkeit und Bewegung.
Worauf legen Sie bei Ihren Behandlungen besonderen Wert?
Ich nehme mir Zeit – in der Regel zwischen 50 und 60 Minuten pro Sitzung. Für mich zählt nicht, wie viele Griffe ich anwende, sondern was der Körper in dem Moment braucht. Manchmal sind das sehr feine Techniken, manchmal struktureller. Wichtig ist immer: Das Tempo des Körpers bestimmt die Richtung. Es gibt keine Standardlösung – jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit.
Zum Abschluss: Was möchten Sie Menschen mitgeben, die überlegen, einen Termin bei Ihnen zu vereinbaren – aber noch unsicher sind?
Ich verstehe sehr gut, dass gerade bei körpernahen Verfahren wie der Osteopathie Vertrauen eine große Rolle spielt. Mein Angebot richtet sich an alle, die sich auf einen achtsamen, respektvollen Weg einlassen möchten – sei es bei körperlichen Beschwerden oder dem Wunsch, das eigene Gleichgewicht wiederzufinden. Ich lade herzlich dazu ein, sich auf meiner Webseite zu informieren und sich bei Fragen gern direkt bei mir zu melden.
Redaktionelles Fazit: Mit einem ruhigen Setting, fachlicher Tiefe und viel menschlichem Feingefühl hat Ina Gripp in ihrer Praxis einen Ort geschaffen, an dem ganzheitliche osteopathische Behandlung wirklich gelebt wird. Erwachsene, Kinder und Säuglinge finden hier mehr als eine Behandlung – sie finden Raum für Vertrauen, für Veränderung und für das, was zwischen Körper und Geist wirkt.
Weitere Informationen & Terminbuchung:
🌐 www.osteopathie-und-bewegung.de
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